Welt der Raben

„…das Unheil näherte sich in Form einer schwarzen Wolke. Sie tauchte auf über dem Horizont und wurde immer größer. Sie legte einen riesigen Schatten über die Erde. Die Wolke flatterte immer näher. Zappelnde, aggressive Luft. Sie kam vom Horizont und wurde zum Himmel; ein schwarzer Himmel, der bläulich schimmerte. Die Wolke näherte sich wie ein schwarzer Sandsturm, wie eine finstere Armee aus feindlicher Luft, die alles überrennt und umwirft, die überall Verwüstung hinterlässt. Die immer weiter rennt. Immer weiter und durch alles hindurch.

Dann sahen wir die Vögel. Der ganze dunkle Himmel war bedeckt mit schlagenden Flügeln. Sie kamen immer näher und das Licht verschwand, die Vögel verschluckten den Tag und atmeten Dunkelheit aus. Und sie hielten Kurs, sie flogen genau auf uns zu und sie näherten sich schnell.

Dann waren sie über uns und stürzten vom Himmel herab wie schwarzer Hagel. Sie durchschlugen Dächer und Mauern und Glas. Alles zerbrach und stürzte zusammen. Die Menschen rannten und flohen. Suchten Schutz, Schutz vor den dunklen Schatten, die über ihnen kreisten, eine endlose Spirale aus Raben. Eine kilometerhohe tödliche Wolke. Und sie sank hinunter auf die Stadt, auf ihre Häuser und auf ihre Straßen. Schichten aus dunklen, fallenden Körpern. Wie flatternde Nacht, als fiele schwere Asche aus dem Himmel.

Ein Erdbeben, das auf uns herabstürzte und unseren Boden zerriss, ihn zerbrach. Ein Gewitter, das durch die Erde fiel, als wäre sie Papier…“

 

Auszug aus der Geschichte „Welt der Raben“, veröffentlicht 2023 in “Lichtermeer“, Lars van Keuk